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Neue Methoden der Kreuzbissbehandlung bei Kindern und Jugendlichen

Die Behandlung eines Kreuzbisses war für Kinder und Jugendliche lange Zeit mit unangenehmen, festsitzenden Apparaturen verbunden. Mittlerweile gibt es eine moderne und komfortable Alternative: Mit abnehmbaren Gaumennahterweiterungsschienen kann der Oberkiefer sanft verbreitert werden, ohne dass eine feste Apparatur im Mund verbleibt. Diese moderne Lösung bietet besonders für junge Patient:innen eine erhebliche Erleichterung. In diesem Beitrag erklärt Fachzahnärztin für Kieferorthopädie in Wien und Linz, Dr. Carina Wick, was ein Kreuzbiss ist, wie sich die Kreuzbissbehandlung entwickelt hat und welche Vorteile die neue Methode bietet.


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Was versteht man eigentlich unter einem Kreuzbiss? 


Ein Kreuzbiss liegt vor, wenn die oberen Zähne beim Zusammenbeißen hinter den unteren Zähnen stehen. Dies kann zahlreiche Probleme verursachen und sollte bei Kindern daher möglichst früh behandelt werden:



  • Asymmetrisches Kieferwachstum: Eine einseitige Belastung kann zu Fehlstellungen führen.

  • Kiefergelenksbeschwerden: Fehlbelastungen können Verspannungen in der Muskulatur des Kopf- und Nackenbereiches, Probleme im Kiefergelenksbereich bis hin zu Schmerzen auslösen.
    Eingeschränkte Funktion: Kauen und Sprechen können beeinträchtigt sein.

  • Erhöhte Abnutzung der Zähne: Fehlkontakte führen zu frühzeitigem Zahnabrieb (erfahren Sie hier mehr zum Thema Zähneknirschen bei Kindern).


Welche Ursachen hat ein Kreuzbiss? 


Die Entstehung kann unterschiedliche Ursachen haben:


Genetik: Ein Kreuzbiss ist genetisch veranlagt, dh. die Kieferform und Bisslage werden vererbt. 


Zungenlage: Eine falsche Position der Zunge, also eine fehlerhafte Zungenlage, kann das Wachstum des Oberkiefers negativ beeinflussen. Eine logopädische Abklärung ist dringend erforderlich, wenn die Zunge eher „unten“, also im Unterkiefer, liegt. Dies sollte dann mittels gezielter Übungen geändert werden.


Atmung: Wer durch den Mund atmet, hat oft eine tief liegende Zunge im Unterkiefer. Bei einer normalen Nasenatmung hingegen ruht die Zunge am Gaumen und unterstützt dessen Entwicklung. Eine Abklärung durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt kann hier aufschlussreich sein.


Eine gesunde Zungenlage hingegen bedeutet, dass die Zunge am oberen Gaumen anliegt und diesen formt, wodurch sich der Oberkiefer gut entwickeln kann.


Wichtig: Frühe Behandlung bei Kreuzbiss entscheidend


Das Hauptziel der Kreuzbissbehandlung ist die Erweiterung und Dehnung des Oberkiefers, bzw die korrekte Überstellung der Zähne. Je früher eine Fehlstellung erkannt und behandelt wird, desto besser kann das natürliche Wachstum für die Korrektur genutzt werden. 


Bis zum größten Wachstumsschub im Teenageralter lässt sich der Gaumen noch relativ leicht dehnen, da die Gaumennaht noch nicht verwachsen ist. Eine solche Behandlung kann sich auch positiv auf die Nasenatmung auswirken. 


Warum ist eine Korrektur des Kreuzbisses im Kindes bzw. Jugendalter sinnvoll ?


Wird die Korrektur erst im Erwachsenenalter vorgenommen, kippen oft nur die seitlichen Zähne nach außen, ohne dass der Kiefer tatsächlich erweitert wird. In solchen Fällen sind dann kieferchirurgische Eingriffe, sogenannte SARPE, nötig 


SARPE (Surgically Assisted Rapid Palatal Expansion) ist eine chirurgisch unterstützte Gaumennahterweiterung, die bei Erwachsenen mit verknöcherter Gaumennaht angewendet wird, um den Oberkiefer zu verbreitern.


Ablauf einer Kreuzbissbehandlung 


Je nachdem welches Gerät gewählt wird, kommt es zu einer langsamen oder schnellen Dehnung des Oberkiefers 


Bei fix oder ganztägig getragenen Apparaturen erfolgt durch die rasche Verbreiterung eine Erweiterung der Gaumennaht im Oberkiefer (eine Wachstumsfuge die im Kinder und Jugendalter noch nicht verwachsen ist ).


Diastem während der Kreuzbissbehandlung


Durch die Dehnung des Oberkiefers entsteht zwischen den oberen Schneidezähnen oft eine - je nach Dehnung auch recht große - Lücke, ein sogenanntes Diastem. Dies ist ein gutes Zeichen, da es zeigt, dass nicht nur die Zähne gekippt, sondern der gesamte Oberkiefer samt Nasenbereich geweitet wurde. Die Lücke schließt sich in der Regel von selbst im Laufe der Behandlung.


Retention bei Kreuzbissbehandlung: Stabilisierung der Ergebnisse


Damit der erweiterte Gaumen stabil bleibt und sich nicht wieder verengt (Relapse), ist eine Stabilisierung notwendig. Hierzu verwenden wir Retentionsgeräte, um die neue Kieferform zu halten.


Weiterführende kieferorthopädische Behandlungen


Je nach Schwere des Kreuzbisses kann nach der Gaumenerweiterung eine weitere kieferorthopädische Behandlung erforderlich sein. Dies erfolgt entweder mit herausnehmbaren oder festen Zahnspangen oder mit der durchsichtigen Zahnspange (Aligner-Therapie). 


Somit können wir den Biss, also die Zahnkontakte des Ober- und Unterkiefers, korrekt einstellen.


Bisherige Kreuzbiss-Behandlungsmethoden


Lange Zeit wurden Kreuzbisse mit festsitzenden Geräten behandelt, die direkt an den Zähnen befestigt wurden. Diese Methoden sind zwar effektiv, werden von Kindern und Jugendlichen jedoch oft als unangenehm empfunden.


1. Festsitzende Gaumennahterweiterungsapparatur (GNE-Gerät)


Gne Gerät Klein


Dieses Metallgerät wird an den seitlichen bleibenden Zähnen fixiert und enthält eine Schraube, die den Oberkiefer schrittweise dehnt.


Diese Behandlung eignet sich für Teenager, die keine Milchzähne mehr im Mund haben und den größten Wachstumsschub noch vor sich haben ( also bis ca. 16 Jahre). Je älter und verwachsener die Gaumennaht ist, umso eher muss zusätzlich eine chirurgische Unterstützung in Form einer chirurgische Trennung der Gaumennaht erfolgen.


 


Vorteil:



  • Sehr wirksam: Besonders bei stark ausgeprägtem Kreuzbiss ist eine rasche Erweiterung möglich.

  • Unterstützt die Nasenatmung: durch die Erweiterung des Nasenbodens wird die Atmung erleichtert.



Nachteile: 



  • Eingeschränkte Mundhygiene → Schwierigeres Zähneputzen erhöht das Risiko für Karies.

  • Unangenehm zu tragen: Druckgefühl, Sprachprobleme und Essensreste unter der Apparatur.


2. Geklebte Kappenschiene


Geklebte Kappenschiene Klein


Diese Behandlung eignet sich für Kinder im Milch- bzw. frühen Wechselgebiss, wenn also noch viele Milchzähne vorhanden sind. 


Die Behandlung erfolgt mit einer Kunststoffschiene, die über die Milchzähne geklebt wird und eine kontrollierte Expansion ermöglicht.


Vorteil:



  • Sanftere Druckverteilung: Angenehmer als Metallapparaturen einzusetzen weil es einfach über die gesamten Seitzähne zementiert wird.

  • Rasche Erweiterung des Oberkiefers mit verbesserter Nasenatmung

  • Start schon im späten Milch- beginnenden Wechselgebiss möglich (ab ca 5 bis 6 Jahren)


Nachteil:



  • Festsitzend: Kann trotzdem Druckgefühl verursachen und das Sprechen beeinträchtigen und ist voluminöser als die Metallvariante. Beim Essen demnach sehr schwierig, vor allem beim Kauen zäher oder harter Nahrung.


3. Herausnehmbare Dehnplatten (für Milch- und Wechselgebisse)


Abnehmbare Dehnplatte Klein


Diese klassischen Kunststoffplatten werden nur für das Oberkiefer hergestellt und ausschließlich nachts getragen, da sie sonst beim Sprechen hinderlich wären.


Vorteil:



  • Bessere Mundhygiene: Kann zum Zähneputzen herausgenommen werden.

  • Angenehm weil nur nachts zu tragen


Nachteil:



  • Aufgrund der kurzen Tragedauer nur bei gering ausgeprägten Kreuzbissen anwendbar. 

  • Erfordert Disziplin: Muss regelmäßig getragen werden, sonst bleibt der Erfolg aus.


Neue Methode: Herausnehmbare Expander


Die neu entwickelte Methode mit herausnehmbaren Expandern (allerdings nicht zu verwechseln mit der unsichtbaren Zahnspange!) ermöglicht eine neue Art der Gaumennahterweiterung – ohne feste Metallteile oder Schrauben im Mund. 


Die Behandlung eignet sich für Milch- und Wechselgebisse als auch Teenager mit bleibendem Gebiss vor dem größten Wachstumsschub.


Die Palatal Expander sind auf die Zähne aufsteckbar und bedecken auch den Gaumen. Es handelt sich hier um mehrere Erweiterungsgerätr, wobei jeder Expander für eine gewisse Stundenanzahl getragen werden muss. Die Palatal Expander bestehen aus einem festen Nylonmaterial. 


Bis die gewünschte, vorab definierte Gaumenbreite erreicht ist, muss der Expander täglich gewechselt werden.


Vorteil:



  • Bessere Mundhygiene: Kann zum Zähneputzen herausgenommen werden.


Nachteil:



  • Erfordert Disziplin: Muss regelmäßig getragen werden, sonst bleibt der Erfolg aus. Muss den ganzen Tag durchgehend getragen werden (mit nur wenigen Ausnahmen)


Palatal Expander: Wie funktioniert diese neue Methode?


Diese speziell angepassten Expander üben eine integrierte Mechanik sanften Druck auf den Oberkiefer aus, um ihn schrittweise entlang des Gaumens zu verbreitern. Die Expander müssen täglich gewechselt werden und sollten nur zum Essen und zur Zahnreinigung entnommen werden. Durch den kontinuierlichen Druck kommt es zu einer Erweiterung des Oberkiefers, welche an der Entstehung des oben erklärten Diastems erkennbar ist.


Sobald die Verbreiterung beendet ist, muss das Ergebnis mit speziellen weiteren Halte- Expandern stabilisiert werden, bis sich der Knochen und die Strukturen an die neue Kieferbreite adaptiert haben. 


Warum ist diese Methode angenehmer für Kinder und Jugendliche?



  • Herausnehmbar: Kein Fremdkörper im Mund während der Mahlzeiten oder beim Zähneputzen.

  • Weniger Druckgefühl: Die Korrektur erfolgt sanft.

  • Kein Metall oder Schrauben im Mund: Kein unangenehmes Spannen oder Wundstellen. 

  • Ästhetisch weniger auffällig.

  • Kein Einfluss auf die Sprache: Kinder und Jugendliche können relativ normal sprechen, da der Gaumenraum nicht durch eine Schraube oder dicke Kunststoffplatte verstellt wird. Die Expander sind schmal und liegen gut am Gaumen an.


Gerade für junge Patient:innen ist diese Methode eine enorme Erleichterung. Während festsitzende Geräte oft als störend empfunden werden, lassen sich die neuen Schienen bequem in den Alltag integrieren.


Fazit: Kreuzbiss bei Kindern frühzeitig behandeln!


Die frühzeitige Behandlung eines Kreuzbisses ist wichtig, um spätere Zahn- und Kieferprobleme zu vermeiden. Welche Therapie individuell am besten für Ihr Kind geeignet ist, bespricht Fachzahnärztin für Kieferorthopädie Dr. Carina Wick gerne im Rahmen einer Erstuntersuchung in unseren kieferorthopädischen Praxen in Wien und Linz. 


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